Quellen & Quellengattungen im Vereinsgebiet
Dienerbücher
Dienerbücher sind Verzeichnisse von Personen, die sich der Herrschaft dienstrechtlich verbunden hatten, angefangen bei hohen Würdenträgern wie dem Landhofmeister oder den adligen Räten über das Kanzleipersonal bis hinunter zu den Stallburschen.
Württembergisches Dienerbuch
Das württembergische Dienerbuch ist 1877 als Monographie erschienen. Enthalten sind Angaben zu den Staatsbediensteten Württembergs von den Anfängen bis zum 19. Jahrhundert. Teilweise reicht die Abfolge bis in das 9. Jahrhundert zurück.
Separat aufgeführt sind die obersten Verwaltungsbeamten, die Angehörigen des Hofstaats, die Äbte, Pröpste und Hofmeister. Danach folgt eine nach Orten geordnete Auflistung der weniger ranghohen Beamten. Das Register bezieht sich auf alle Abschnitte.
- Eberhard Emil von Georgii-Georgenau, Fürstlich-Württembergisch Dienerbuch vom IX. bis zum XIX. Jahrhundert, Stuttgart : Simon, 1877 [Vereinsbibliothek Signatur H2 | online Württembergische Landesbibliothek]
Neues Württembergisches Dienerbuch
Walther Pfeilstickers „Neues württembergisches Dienerbuch“ mit seinem alphabetischen Orts- und Personenindex bietet eine gute erste Orientierungshilfe.
Leider sind jedoch die Quellenangaben in diesem Werk recht rudimentär, da dem Autor im Zweiten Weltkrieg große Teile seiner Aufzeichnungen verloren gingen. Pfeilsticker weist selbst darauf hin, dass seine Publikation weder Vollständigkeit noch hundertprozentige Genauigkeit aufweisen kann.
- Neues Württembergisches Dienerbuch, bearb. von Walther Pfeilsticker, Bd. 1: Hof, Regierung, Verwaltung; Bd. 2: Ämter, Klöster; Bd. 3: Personen- u. Ortsverzeichnis. Berichtigungen u. Ergänzungen, Stuttgart 1957-75
- Miriam Eberlein, Dienerbücher, in: Südwestdeutsche Archivalienkunde
- Um für Württemberg zu verlässlichen Informationen über die Dienstverhältnisse einzelner Personen zu gelangen, ist eine Einsicht in die Originalquellen im Hauptstaatsarchiv Stuttgart unumgänglich.
- Viele Dienerbücher lagern hier im Bestand A 17 (Kanzleisachen), Bü 6–15.
- Für die Büschel 6–14a gibt es einen noch vor dem 2. Weltkrieg angelegten und 1983 überarbeiteten alphabetischen Personenindex, der auch zumindest das Namensmaterial des heute unbenutzbaren Dienerbuchs 1 (A 17 Bü 6) zugänglich macht.
- Weitere Dienerbücher sind in den Beständen A 236 (Oberrat: Kanzlei), A 252 (Rentkammer: Diener- und Besoldungsbücher) und für das geistliche Personal in A 282 (Kirchenrat: verschlossene Registratur) enthalten.
- Als ergänzende Bestände zu den Dienerbüchern sei ferner auf die Rechnungen der Landschreiberei (HStAS A 256; ab 1767 unter dem Namen Generalkasse in Bestand HStAS A 257) sowie auf die ab der Mitte des 17. Jahrhunderts überlieferten Personalakten der Rentkammer in HStAS A 248 (Rentkammer: Generalakten) und A 249 (Rentkammer: Ämterakten (Spezialakten)) hingewiesen.
Familienstiftungen
Familienstiftungen sind Stiftungen, die nach dem Stiftungsgeschäft ausschließlich oder überwiegend dem Wohle bestimmter Familienmitglieder dienen und dem Erhalt des Familienvermögens.
Das Thema Familienstiftungen ist seit nahezu 100 Jahren untrennbar mit unserem Verein verbunden.
Die Faber'schen Familienstiftungen
Eine Übersicht über 105 Familienstiftungen in Württemberg wurde in den Jahren 1843-1858 von Ferdinand Friedrich Faber vorgelegt. Ausgehend vom jeweiligen Stifter beschrieb er dort die Personen und Nachkommen, die Anspruch auf die Stiftung hatten.
Der "Stipendienfaber", so bezeichnet im Jahre 1940 vom damaligen Vorsitzenden des Vereins für Württembergische Familienkunde, Reinhard Scholl, ist das Standardwerk der württembergischen Familienforschung.
Die ursprünglichen Faber'schen Familienstiftungen gibt es in zwei (Heft 1 in drei) Auflagen; weitere Stiftungen (Stiftung 106 bis Stiftung 148) werden seit 1926 bis heute von unserem Verein in Nachträgen veröffentlicht. In einer Vielzahl von korrigierenden und ergänzenden Veröffentlichungen werden die Familienstiftungen seit 1929 bis heute diskutiert.
Zwischenzeitlich werden zuvor digitalisierte Bestände auch als Reprints im Buchhandel angeboten.
- Hauptartikel: Faber'sche Familienstiftungen
Die Staib'schen Familienstiftungen
In drei Heften und vier Anhängen legte Ludwig Friedrich Staib in den Jahren von 1852 bis 1864 seine Sammlung von Familienstiftungen vor. Das erste Heft aus dem Jahre 1852 erfuhr bereits 1864 eine "zweite, vielvermehrte Auflage".
- [Heft I] Stipendien-Büchlein oder Nachrichten über 58 Stipendien außerhalb Württembergs an welche alt- und neuwürttembergische Familien, welche auch in Baden, Bayern, Frankfurt, HessenDarmstadt, Preußen und im Elsaß verzweigt und ansäßig sind, ein Anrecht haben, nebst einem kurzgefaßten Wegweiser zu 85 Stipendien für Studirende überhaupt, zu Stipendien für Bürgerssöhne, und zu mehr als 70 Stipendien für Gymnasiasten, Seminaristen, Lyceisten, lateinische Schüler, Realschüler, Incipienten ec. und Stipendiennotizen für Pfarr- und Lehrerwaisen, nebst einer Zugabe von genealogischen Tabellen, herausgegeben von Pfarrer Staib in Teufringen, Postamts Böblingen. Böblingen, Druck der E. Maier'schen Officin. 1852 [Vereinsbibliothek/Magazin]
- [Heft I, 2. Auflage] Stipendien-Büchlein, Heft 1. Nachrichten über Stipendien in und außerhalb Württembergs, an welche alt- & neuwürttembergische Familien, welche auch in Baden, Baiern, Frankfurt. Hessen-Darmstadt, Preußen und im Elsaß verzweigt und ansäßig sind, ein Anrecht haben. Ein Wegweiser für Studirende, Gymnasisten, Seminaristen, Lyceisten, lateinische Schüler, Realschüler, Incipienten, Lehrlinge und Töchter zu Ausbildungsgeldern und Aussteuern. Herausgegeben von Pfarrer Staib in Gärtringen. Zweite, vielvermehrte Auflage. Böblingen, Druck der E. Maier'schen Buchdruckerei. 1864 [Vereinsbibliothek | Digitalisat | Digitalisat Bayerische Staatsbibliothek]
- Stipendien-Büchlein. II. Heft: Die Stipendien für TheologieStudirende, Bürgerssöhne (Fortsetzung), Incipienten & Gewerbslehrlinge, Wittwen & Waisen zu Aussteuern und Hochzeitsgeschenken ec. enthaltend. Herausgegeben von Pfarrer L. Fr. Staib in Teufringen. Böblingen. Gedruckt in der C. Maier'schen Officin. 1853 [Vereinsbibliothek | Digitalisat | Digitalisat Bayerische Staatsbibliothek]
- Stipendien-Büchlein. III. Heft: Schluß der vollständigen Sammlung aller Familien- und allgemeinen Stipendien in Württemberg und der außerhalb Württembergs für berechtigte Württemberger, nebst einem Anhang von StiftungsUrkunden und genealogischen Notizen. Herausgegeben von Pfarrer L. Fr. Staib in Teufringen. Böblingen, gedruckt bei Carl Maier, 1855. Im Selbstverlag des Verfassers [Vereinsbibliothek | Digitalisat | Digitalisat Bayerische Staatsbibliothek]
- Staib's StipendienBüchlein, Anhang 1. Böblingen, gedruckt bei Carl Maier, 1856 [Vereinsbibliothek | Digitalisat | Digitalisat Bayerische Staatsbibliothek]
- Staib's StipendienBüchlein. Anhang 2. Böblingen, gedruckt bei Carl Maier, 1857 [Digitalisat | Digitalisat Bayerische Staatsbibliothek]
- StipendienBüchlein. Anhang 3. Böblingen, gedruckt bei Carl Maier, 1858 [Vereinsbibliothek | Digitalisat Bayerische Staatsbibliothek]
- StipendienBüchlein. Anhang 4. von L. Fr. Staib. Böblingen, gedruckt bei Carl Maier, 1858 [Vereinsbibliothek | Digitalisat | Digitalisat Bayerische Staatsbibliothek]
Die von Spittler'schen Familienstiftungen
Im Jahre 1818 gab Oberfinanzrat von Spittler in Gemeinschaft mit Dekan Hoffacker eine Sammlung der Familienstiftungen heraus, aber es erschien nur das erste Heft.
- Christoph Ferdinand von Spittler, Sammlung würtembergischer Familien-Stiftungen mit dazu gehörigen genealogischen Nachrichten, Teil 1, Stuttgart : Herre in Comm., 1818 [Vereinsbibliothek Signatur: E 21/1, Katalog]
Familien- und Leichenpredigten
Reden am Grabe eines Verstorbenen werden Leichenpredigten genannt und sind erstrangige Quellen für biographische Daten.
Begriff und Funktion der Leichenpredigt
- Die bei der Beerdigung in der Kirche oder am Grab vom Pfarrer gehaltene Predigt. Dieser Brauch wurde von Martin Luther begründet, der 1525 die erste protestantische Leichenpredigt auf Kurfürst Friedrich den Weisen hielt. In dieser Form der Predigt wurde den Gläubigen gezeigt, dass auch in der protestantischen Kirche ein seliges Sterben möglich ist und ein Protestant eben nicht der ewigen Verdammnis anheimfiel, wie die katholische Seite propagierte.
- Das gedruckte literarische Produkt, das meist mehr als nur den Predigttext umfasst.
- Möglichkeit zur Selbstdarstellung
Die Drucklegung bot den sozialen Oberschichten die Möglichkeit zur Selbstdarstellung: nur den Oberschichten war es möglich, diese Texte auch drucken zu lassen. Die Entwicklung der Drucktechnik im 16. Jahrhundert wirkte sich dabei positiv auf die Verbreitung der gedruckten Leichenpredigten aus, die aus allen protestantischen Gebieten Deutschlands belegt sind. Die Anzahl der erhaltenen Leichenpredigten wird von der Forschungsstelle für Personalschriften in Marburg auf weit über 350.000 geschätzt.
- Anna Aurast, Leichenpredigten, in: Südwestdeutsche Archivalienkunde, URL: https://www.leo-bw.de/themenmodul/sudwestdeutsche-archivalienkunde/archivaliengattungen/texte/leichenpredigten, Stand: 17.10.2017.
- Martin Kügler, Leichenpredigten als Quelle für Grabbeigaben im protestantischen Begräbniswesen der Neuzeit, in: Archäologische Informationen 26/2, 2003, 437-445 [online]
- Werner Konstantin von Arnswaldt: Über Leichenpredigten, in: Praktikum für Familienforscher, Heft 15, Leipzig 1926 [Vereins-Bibliothek, SIgnatur B 11/11-20, Katalog].
- Gesamtkatalog Deutschsprachiger Leichenpredigten (GESA) der Forschungsstelle für Personalschriften
- Unsere Sammlung von Familien- und Leichenpredigten
Inventuren und Teilungen
Inventuren und Teilungen sind Vermögensbeschreibungen, die zur Vermeidung von Erbschaftsstreitigkeiten jeweils bei der Heirat (Inventur) oder beim Tod eines Einwohners (Teilung) durch die Städte und Gemeinden angelegt worden sind.
- Rolf Bidlingmaier, Inventuren und Teilungen, in: Südwestdeutsche Archivalienkunde
- Rolf Bidlingmaier, Inventuren und Teilungen. Entstehung und Auswertungsmöglichkeiten einer Quellengruppe in den württembergischen Stadt- und Gemeindearchiven, in: Der furnehmbste Schatz. Ortsgeschichtliche Quellen in Archiven, hg. von Nicole Bickhoff/Volker Trugenberger, Stuttgart 2001, S. 71–81. [Vereinsbibliothek]
Kirchenbücher
Es handelt sich dabei um Register, die in den Pfarreien über die verschiedenen kirchlichen Handlungen (Kasualien) an den Gemeindegliedern geführt wurden, also über Taufen, Konfirmationen und Firmungen, Trauungen und Beerdigungen. Vor der Einführung staatlicher Register – in Baden am 1. Februar 1870, in Württemberg am 1. Januar 1876 – dienten sie zugleich als öffentliche Urkunden und waren bis zu diesem Zeitpunkt die einzigen Personenstandsregister.
Lagerbücher
Das Urbar oder Lagerbuch, wie es in Württemberg heißt, ist ein Besitzverzeichnis, in dem die liegenden Güter oder Gebäude eines Besitzers aufgeführt werden und darüber hinaus auch sämtliche Einkünfte, Rechte und Pflichten, die damit verbunden sind. Zum Besitz können auch sehr abstrakte Rechte, wie Vogtei, Zehnte, Patronat oder Leibherrschaft, die ebenfalls im Lagerbuch verzeichnet werden, gehören.
Matrikel der Universitäten (1289 bis heute)
Die Universitätsmatrikel ist das Verzeichnis der Mitglieder einer Universität.
Die individuelle Registrierung als universitätszugehörige Person bedeutete im europäischen Mittelalter und in der Frühen Neuzeit die neue Zugehörigkeit zu einer anderen Gerichtsbarkeit.
Die ältesten erhaltenen Matrikeln stammen aus den Universitäten in Bologna (1289), Heidelberg und Wien.
- Eine nach Universität geordnete, ausführliche Übersicht über Veröffentlichungen von Universitätsmatriklen findet sich auf GenWiki
- Wolfgang Mährle, Hochschulmatrikeln, in: Südwestdeutsche Archivalienkunde
Militärische Personalunterlagen
Musterungslisten (1516 - 1608/1619)
In Musterungslisten wurde die wehrfähige Bevölkerung eines bestimmten Ortes bzw. Gebietes ganz oder zu Teilen samt der jeweiligen Bewaffnung und teilweise sogar dem Dienstrang aufgeführt.
Neben den Angaben zur Bewaffnung verzeichnen die württembergischen Listen überwiegend nur Vor- und Familienname der Gemusterten. Berufsangaben, Familienbeziehungen oder sonstige Zusätze sind eher selten.
- Landesarchiv Baden-Württemberg, Bestand A28a (komplett mikroverfilmt)
- Landesarchiv Baden-Württemberg, Bestand A28 (Begleitschreiben und herzogliche Befehle)
- Landesarchiv Baden-Württemberg, Bestand 100a (Musterungslisten des Amtes St. Georgen, jetzt badisch, vormals württembergisch)
- Jörg Heinrich, Musterungslisten, in: Südwestdeutsche Archivalienkunde
- Jörg Heinrich/Martin Klöpfer, Edition altwürttembergischer Musterungslisten, Bericht über ein ämterübergreifendes Forschungsprojekt, in: Südwestdeutsche Blätter für Familien- und Wappenkunde 23 (2001), S. 45-59.
- Der nicht einfach zu lesende Bestand des Landesarchivs ist zu großen Teilen in Veröffentlichungen erschlossen:
- Balingen: Lisbeth Zahawi, Musterungslisten des Amtes Balingen von 1521 bis 1603 [Katalog]
- Hohenberg: Karl Otto Müller, Die Musterregister der Grafschaft Hohenberg. Ein Beitrag zur Bevölkerungs-, Wirtschafts- und Kriegsgeschichte, in: Württembergische Jahrbücher für Statistik und Landeskunde 1915, S. 135-179. [Vereinsbibliothek]
- Maulbronn: Konstantin Huber / Jürgen H. Staps, Die Musterungslisten des württembergischen Amtes Maulbronn [Katalog]
- Reutlingen: Otto-Günther Lonhard, Die Musterungslisten der Stadt Reutlingen (Südwestdeutsche Quellen zur Familien- und Wappenkunde 1), Stuttgart 1997 [Vereinsbibliothek | Online-Shop]
- Vaihingen/Enz: Manfred Scheck, Die Vaihinger Musterungslisten 1521-1633 [Vereinsbibliothek]
- Waiblingen: Martin Klöpfer, Musterungslisten des Amtes Waiblingen von 1521 bis 1608 [Vereinsbibliothek]
- Winnenden: Martin Klöpfer / Kurt Bihlmaier, Musterungslisten des Amtes Winnenden von 1523 bis 1608
Militärische Personalunterlagen (19. Jahrhundert - 1920)
Im Landesarchiv Baden-Württemberg werden in den Abteilungen Hauptstaatsarchiv Stuttgart und Generallandesarchiv Karlsruhe militärische Personalunterlagen bis zum Stichjahr 1920 verwahrt.
- Hauptstaatsarchiv Stuttgart
- Schriftgut der württembergischen Armee bzw. (seit 1871) des XIII. (Königlich-Württembergischen) Armeekorps
- Bestand A 30a (Kriegsrat)
- Bestand E 271l (Kriegsdepartement: Konskriptions- u. Rekrutierungskommission u.a.(1804-) 1806-1873 (1881))
- Bestand E 297 (Militärische Personalunterlagen (1763-) 1806-1905)
- Bestand M 430/1–5 (Personalunterlagen von Offizieren und Militärbeamten)
- Bestand M 631 (Militärstrafverfahren des XIII. Armeekorps - Einzelfälle 1888-1920)
- Schriftgut der württembergischen Armee bzw. (seit 1871) des XIII. (Königlich-Württembergischen) Armeekorps
- Generallandesarchiv Karlsruhe
- Dokumente des badischen Heeres bzw. des XIV. Armeekorps
- Bestand 238 Kriegsministerium [1800] 1803-1881
- Friedens- und Kriegsstammrollen aus der Zeit von 1866/71 bis 1918/20
- Ranglisten und Personalakten (bzw. Personalersatzakten) der Offiziere
- Dokumente des badischen Heeres bzw. des XIV. Armeekorps
- Bundesarchiv-Militärarchiv in Freiburg im Breisgau
- Personalunterlagen der Reichswehr, der Wehrmacht und der Bundeswehr.
- Wolfgang Mährle, Militärische Personalunterlagen, in: Südwestdeutsche Archivalienkunde
Spruchkammerakten (1945 - 1949)
Spruchkammerverfahren waren Verhandlungen, die im Zuge der Entnazifizierung nach 1945 in den drei westlichen Besatzungszonen Deutschlands (1945 bis 1949) durchgeführt wurden. Ab 1946 fällten sogenannte Spruchkammern, die von un- oder minderbelasteten Juristen und deutschen Laienrichtern geführt wurden, Urteilssprüche gegen Deutsche wegen Verstrickung in den Nationalsozialismus.
- Staatsarchiv Ludwigsburg
- Bestand E900: Verwaltungsakten der 50 Spruchkammern
- Aalen | Ellwangen | Backnang | Böblingen | Crailsheim | Esslingen | Schwäbisch Gmünd | Göppingen mit Geislingen und Eislingen | Schwäbisch Hall | Heilbronn (Stadt) | Heilbronn (Land) | Künzelsau | Leonberg | Ludwigsburg | Bad Mergentheim | Nürtingen | Kirchheim/Teck | Öhringen | Stuttgart | Ulm (Stadt) | Ulm (Land) | Vaihingen/Enz | Waiblingen | Schorndorf
- Bestand E901: Meldebögen der 50 Spruchkammern
- Aalen | Ellwangen | Backnang | Böblingen | Crailsheim | Esslingen | Schwäbisch Gmünd | Göppingen mit Geislingen und Eislingen | Schwäbisch Hall | Heilbronn (Stadt) | Heilbronn (Land) | Künzelsau | Leonberg | Ludwigsburg | Bad Mergentheim | Nürtingen | Kirchheim/Teck | Öhringen | Stuttgart | Ulm (Stadt) | Ulm (Land) | Vaihingen/Enz | Waiblingen | Schorndorf
- Bestand EL902: Verfahrensakten der 50 Spruchkammern
- Aalen | Ellwangen | Backnang | Böblingen | Crailsheim | Esslingen | Schwäbisch Gmünd | Göppingen mit Geislingen und Eislingen | Schwäbisch Hall | Heilbronn (Stadt) | Heilbronn (Land) | Künzelsau | Leonberg | Ludwigsburg | Bad Mergentheim | Nürtingen | Kirchheim/Teck | Öhringen | Stuttgart | Ulm (Stadt) | Ulm (Land) | Vaihingen/Enz | Waiblingen | Schorndorf
- Bestand EL903: Spruchkammer der Interniertenlager
- Bestand EL904: Interniertenlager und Interniertenkrankenhäuser
- Bestand EL905: Zentralspruchkammern
- Bestand EL914: Kartei zu den Verfahrensakten der Heimatspruchkammern
- Bestand E900: Verwaltungsakten der 50 Spruchkammern
- Staatsarchiv Ludwigsburg: Einführung in die Spruchkammerbestände
- Klaus Bölling, Ein Volk vor der Spruchkammer, in: Die Zeit, Nr. 38/1963, in Zeit Online
- Otto Langels, Bütenweiß ins Wirtschaftswunder, deutschlandfunk.de
- Wolf Stegemann, Entnazifizierung: Die Spruchkammer Rothenburg – ihre gesetzliche Einbindung, das Verfahren, der Missbrauch, das Personal und Polizeischutz für den Vorsitzenden und den Kläger, Publiziert am 19. Januar 2014, www.rothenburg-unterm-hakenkreuz.de
Kriegsgräberlisten (Erster und Zweiter Weltkrieg)
Die Listen führen in Baden-Württemberg gelegene Kriegsgräber von Toten aus dem Ersten und Zweiten Weltkrieg auf (Dokumentation der Kriegsgräber auf Grundlage des Paragraphen 5 des Gräbergesetzes vom 01.07.1965).
Die Listen wurden in den 1950er und 1960er Jahren von den Regierungspräsidien erstellt und enthalten Informationen über knapp 78.000 Kriegsgräber beider Weltkriege auf den mehr als 2000 baden-württembergischen Friedhöfen.
Neben Namen, Geburts- und Sterbedaten sowie Geburts- und Todesort kann man zum Beispiel auch den militärische Dienstgrad bzw. den zivilen Beruf, die Staatsangehörigkeit und teilweise auch die Todesursache der Verstorbenen erfahren. Es sind nicht nur Militärangehörige in den Listen erfasst, sondern auch Opfer von Luftangriffen. Dass sich unter diesen auch viele Zwangsarbeiter und Kriegsgefangene befanden, lässt sich den Kriegsgräberlisten ebenfalls entnehmen. Auch andere Opfer des Nationalsozialismus fallen unter das Gräbergesetz und werden in den Listen aufgeführt.
- Staatsarchiv Ludwigsburg
- Onlinefindbuch (mit den Digitalisaten) des Bestands EL 20/1 VI (Regierungspräsidium Stuttgart: Kriegsgräberlisten)
- Projekt 'Kriegsgräberlisten Baden-Württemberg' Landesarchiv Baden-Württemberg mit dem Verein für ComputerGenealogie :Suche in den bisher erfassten Daten
Verlustlisten (1914 - 1919)
Die Deutschen Verlustlisten des Ersten Weltkrieges sind offizielle personenbezogene Mitteilungen der preußischen Regierung aus den Jahren 1914 bis 1919 über die militärischen Verluste der gesamten Streitkräfte des deutschen Kaiserreichs. Sie erschienen als Anhang zum Armee-Verordnungsblatt und wurden außerdem im Deutschen Reichsanzeiger sowie im Preußischen Staatsanzeiger veröffentlicht.
Da das Preußische Militärarchiv im Februar 1945 bei einem Luftangriff auf Potsdam vernichtet wurde, gehören die Verlustlisten zu den wichtigsten erhaltenen Quellen zu deutschen Soldaten des Ersten Weltkriegs.
Es wurden Daten über Tote, Vermisste, Verwundete, in Gefangenschaft geratene und aus ihr entlassene Personen sowie eine große Zahl nachträglicher Berichtigungen (der Verlustart, des Namens, der Einheit usw.) veröffentlicht. Die schätzungsweise mehr als neun Millionen Einträge wurden auf mehr als 30.000 dreispaltigen Seiten im Zeitungskleinformat (Tabloid Extra, 305 × 455 mm) gedruckt. In den ersten Kriegsjahren erschienen die Verlustlisten nahezu täglich.
In einem Crowdsourcing-Projekt des Vereins für Computergenealogie wurden die Verlustlisten des Ersten Weltkrieges in der Zeit von November 2011 bis August 2014 von mehreren Hunderten ehrenamtlichen Datenerfassern vollständig indiziert. Über 8,5 Millionen Datensätze wurden auf diese Weise erschlossen und für die Personengeschichtsforschung nutzbar gemacht.
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Steuerlisten
Steuerliste von 1470
Ab den 1470er Jahren wurde eine systematische, flächendeckende Steuererhebung angegangen und in Schatzungsbüchern festgehalten.
- [wird ergänzt]
Herdstättenliste von 1525
Die Herdstättenliste im Jahr 1525 unter der österreichischen Regierung (des Herzogtums Württemberg) verzeichnet für die einzelnen Orte die Häuser bzw. Herdstätten der Steuerpflichtigen mit dem jeweiligen Steuerbetrag. Als Erhebungsbezirke dienten dabei die ca. 30 württembergischen Ämter.
- Landesarchiv Baden-Württemberg, Beständegruppe HStAS A 54a – vollständig digitalisiert
- Herdstättenlisten nach Ämtern
- Herdstättenlisten von Klöstern
- Dietrich Küchler und Bernd M. Nicklas, Türkenschatzung 1544/45 im Amt Leonberg, darin auch enthalten eine Liste der in Friolzheim zur Türkensteuer gezogenen Einwohner / Herdstättenliste Kloster Herrenalb (Hirsau) 1525, darin auch enthalten Friolzheim, 2016 [pdf veröffentlicht auf friolzheim.de]
Türkensteuerlisten (1542, 1545, 1595)
Türkensteuern im engeren Sinne wurden zwischen der Mitte des 15. und dem Ende des 17. Jahrhunderts mehrere Male ausgeschrieben, indem sie in erster Linie vom Reichstag bewilligt und von den Reichsständen bezahlt wurden. So hatte nach dem Beschluss des Reichtags von Speyer von 1544 jeder Bürger oder Erwerbstätige im Reich zur Abwehr des alten bösen Feindes der Christenheit ein halbes Prozent seines Vermögens oder ein Sechzigstel seines Einkommens zu zahlen.
Die Listen gehören zu den bedeutendste Quellen des 16. Jahrhunderts, weil sie, zumindest für das Jahr 1545, für das Herzogtum Württemberg geschlossen vorliegen und somit einen flächendeckenden Überblick über die Vermögensverhältnisse und über die Demographie des 16. Jahrhunderts bieten.
- Landesarchiv Baden-Württemberg, Beständegruppe HStAS A 54 a, St. 121–167, 170–174 – vollständig digitalisiert
- Türkensteuerlisten der Ämter des Herzogtums Württemberg aus den Jahren 1542 (lediglich als spätere, nicht in allen Fällen komplette Abschriften erhalten, da die Originale im Zweiten Weltkrieg durch Brand vernichtet wurden)
- Türkensteuerlisten württembergischer Klöster aus dem Jahr 1542 (im Original erhalten)
- Türkensteuerlisten des Herzogtums Württemberg (der Ämter und der Klöster) aus den Jahren 1545
- Staatsarchiv Ludwigsburg (Bestand StAL B 397 II Bü 939)
- Türkensteuerliste des Oberamts Tannenburg von 1595
- Anna Aurast, Türkensteuerlisten, in: Südwestdeutsche Archivalienkunde
- Gerd Wunder, Die Türkensteuerlisten von 1545 als genealogische Quelle, in: 50 Jahre Familienforschung in Südwestdeutschland : Festschrift zum 50jährigen Bestehen des Vereins für Familien- und Wappenkunde in Württemberg und Baden e.V.; 1920 - 1970 . - Stuttgart : 1970, S. 45-54 (Vereinsbibliothek)
- Der nicht einfach zu lesende Bestand des Landesarchivs ist zu Teilen in Veröffentlichungen erschlossen:
- Friolzheim: Dietrich Küchler und Bernd M. Nicklas, Türkenschatzung 1544/45 im Amt Leonberg, darin auch enthalten eine Liste der in Friolzheim zur Türkensteuer gezogenen Einwohner / Herdstättenliste Kloster Herrenalb (Hirsau) 1525, darin auch enthalten Friolzheim, 2016 [pdf veröffentlicht auf frolzheim.de]
- Reutlingen: Otto-Günther Lonhard, Die Türkensteuerlisten der Stadt Reutlingen, Süddeutsche Quellen zur Familien- und Wappenkunde, herausgegeben vom Verein für Familien- und Wappenkunde in Württemberg und Baden e.V., Band 4, Stuttgart: 2009 (Vereinsbibliothek | Online-Shop)
- Stuttgart: Gerd Wunder, Die Stuttgarter Steuerliste von 1545, Veröffentlichungen des Archivs der Stadt Stuttgart, Band 26, Stuttgart: 1974 (Vereinsbibliothek)
Visitationsakten für Pfarrer, Lehrer und Schultheißen
Unter 'Visitation' wird der Besuch eines Oberen mit Aufsichtsbefugnis zum Zweck der Bestandsaufnahme und Normenkontrolle verstanden.
- für den württembergischen Landesteil im Hauptstaatsarchiv Stuttgart im Bestand A 281 (Kirchenvisitationsakten)
- Landeskichliches Archiv, Bestand A 1 (Synodusprotokolle I – Visitationsberichte)
- Landesarchiv Baden-Württemberg, Rechercheführer Schulgeschichte /Württemberg vor 1800)
- Peter Thaddäus Lang, Visitationsakten, in: Südwestdeutsche Archivalienkunde
- Uwe Heizmann, Quellen zu den württembergischen Schulmeistern, in: Württembergische Kirchengeschichte Online
- Max Cramer, Württembergs Lehranstalten und Lehrer soweit sie der K. Ministerial-Abteilung für die höheren Schulen unterstellt sind, Heilbronn (Verl. von A. Scheurlen's Buchhandlung Theodor Cramer), 1911 [Vereinsbibliothek | Digitalisat]
- Die Visitation in der württembergischen evangelischen Landeskirche heute
Zeitungen
Im Haupt-Lesesaal der Württembergischen Landesbibliothek stehen folgende Zeitungen auf Mikrofilm/Mikrofiche frei zugänglich bereit. An den Geräten können die Seiten oder Ausschnitte auf einen USB-Stick gespeichert werden.
Abgeschlossene Titel | |
Der Beobachter (anfangs: Hochwächter) | 1831-1920 |
Morgenblatt für gebildete Leser | 1807-1865 |
Schwäbische Tagwacht | 1890-1932 |
Schwäbischer Merkur / Schwäbische Chronik | 1785-1941 |
Staatsanzeiger für Württemberg | 1850-1934 |
(Stuttgarter) Neues Tagblatt | 1844-1874 1880-1943 |
(Stuttgarter) NS-Kurier | 1930-1945 |
Laufend verfilmte Titel | |
Frankfurter Allgemeine | 1949ff. |
Stuttgarter Nachrichten | 1946ff. |
Stuttgarter Zeitung | 1945ff. |
Süddeutsche Zeitung | 1945ff. |
Die Welt | 1983ff. |
Die Zeit | 1946ff. |